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Bulimia Nervosa / Ess-Brech-Sucht F50.2

Autorenbild: Katja Isele, MAKatja Isele, MA


Frau sitzend am Fenster

Bulimia Nervosa (F50.2)


Bulimia Nervosa, auch als Ess-Brech-Sucht bekannt, ist eine schwere psychische Erkrankung, die sich in wiederkehrenden Essanfällen und dem Versuch, das Körpergewicht durch extremes Verhalten zu kontrollieren, äußert. Sie gehört zu den häufigsten Essstörungen und betrifft vor allem junge Frauen, jedoch sind auch Männer und Menschen jeden Alters betroffen.


Definition von Bulimia Nervosa

Bulimia Nervosa (ICD-10 F50.2) ist eine psychische Störung, bei der die betroffenen Personen wiederholt unkontrollierte Essanfälle haben. Während eines Essanfalls wird eine große Menge an Nahrungsmitteln konsumiert, oft sehr schnell und mit einem Gefühl von Verlust der Kontrolle. Nach einem solchen Essanfall versuchen die Betroffenen, das gegessene Essen zu kompensieren, um eine Gewichtszunahme zu verhindern. Dies geschieht häufig durch Erbrechen, den Einsatz von Abführmitteln oder starkes körperliches Training.


Symptome und Anzeichen

Die Symptome von Bulimia Nervosa lassen sich in psychische und physische Symptome unterteilen:


Psychische Symptome:

  • Häufige Essanfälle: Betroffene essen in kurzer Zeit eine große Menge an Lebensmitteln und haben das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren.

  • Kompensationsverhalten: Nach den Essanfällen versuchen die Betroffenen, das Essen durch Erbrechen, Abführmittel, Fasten oder exzessiven Sport wieder loszuwerden.

  • Körperwahrnehmung: Ein stark verzerrtes Körperbild, bei dem das eigene Körpergewicht und die Form übermäßig an Bedeutung gewinnen.

  • Angst vor Gewichtszunahme: Ständige Angst, zuzunehmen, auch wenn das Gewicht im normalen Bereich oder unterdurchschnittlich ist.


Physische Symptome:

  • Häufiges Erbrechen: Dies kann zu einer Reihe von gesundheitlichen Problemen führen, wie Zahnschäden (durch die Magensäure), Schwellungen der Speicheldrüsen und Reizungen im Rachenraum.

  • Dehydratation und Elektrolytstörungen: Durch den übermäßigen Einsatz von Abführmitteln und Erbrechen können erhebliche Flüssigkeits- und Mineralstoffverluste entstehen, was zu schwerwiegenden Komplikationen führen kann.

  • Mangelernährung: Trotz der großen Menge an Nahrung, die während der Essanfälle konsumiert wird, erhalten die Betroffenen möglicherweise nicht alle wichtigen Nährstoffe, was zu Mangelernährungserscheinungen führt.

  • Hormonelle Veränderungen: Insbesondere bei Frauen können Veränderungen im Menstruationszyklus auftreten.


Körperliche Folgen

Die körperlichen Folgen von Bulimia Nervosa sind vielfältig und können schwerwiegende Auswirkungen auf die Gesundheit haben:


Herz-Kreislauf-Probleme: Ein anhaltendes Ungleichgewicht von Elektrolyten, wie Kalium, kann zu schwerwiegenden Herzrhythmusstörungen bis hin zum Herzstillstand führen.


Magen-Darm-Probleme: Häufiges Erbrechen kann zu Entzündungen in der Speiseröhre, Magen und Rachen führen. Zudem können Abführmittelmissbrauch und andere Kompensationsverhalten langfristig zu Darmproblemen und Verstopfungen führen.


Zahnschäden: Die Magensäure, die beim Erbrechen in den Mund gelangt, kann den Zahnschmelz angreifen und zu Karies und Zahnschäden führen.


Psychische Folgen: Neben den körperlichen Auswirkungen ist Bulimia Nervosa eng mit psychischen Problemen wie Angststörungen, Depressionen und einem niedrigen Selbstwertgefühl verbunden.


Häufigkeit und Risikofaktoren

Bulimia Nervosa tritt vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf, insbesondere bei Frauen. Studien zeigen, dass etwa 1-3% der Frauen im Laufe ihres Lebens an Bulimia Nervosa erkranken. Männer sind zwar seltener betroffen, aber auch sie können unter dieser Essstörung leiden.


Zu den Risikofaktoren gehören:

Genetik: Es gibt Hinweise darauf, dass eine genetische Prädisposition eine Rolle spielt. Menschen mit einer familiären Vorgeschichte von Essstörungen oder psychischen Erkrankungen sind anfälliger.


Psychosoziale Faktoren: Gesellschaftliche Schönheitsideale, die unrealistische Körpernormen fördern, können die Entstehung von Essstörungen begünstigen. Auch Stress, traumatische Erfahrungen oder negative familiäre Beziehungen können ein Auslöser sein.


Psychische Erkrankungen: Menschen mit Bulimia Nervosa leiden oft auch an anderen psychischen Störungen wie Depressionen, Angststörungen oder Zwangsstörungen.


Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlung von Bulimia Nervosa erfordert in der Regel eine ganzheitliche und multidisziplinäre Herangehensweise. Sie umfasst sowohl psychotherapeutische als auch medizinische Maßnahmen:


Psychotherapie:Die kognitive Verhaltenstherapie (CBT) ist die am häufigsten angewandte Methode. Sie hilft den Betroffenen, dysfunktionale Gedanken und Verhaltensweisen zu erkennen und zu verändern. Ein weiterer wichtiger Ansatz ist die Familientherapie, die insbesondere bei jüngeren Patienten hilfreich sein kann.


Medikamentöse Behandlung: Antidepressiva, insbesondere selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs), werden manchmal eingesetzt, um die Symptome zu lindern und die Stimmung zu stabilisieren.


Ernährungsberatung: Eine professionelle Ernährungsberatung kann helfen, ein gesundes Verhältnis zum Essen aufzubauen und die Ernährung zu normalisieren.


Klinische Betreuung: Bei schwerwiegenden körperlichen Problemen oder bei einem sehr niedrigen Gewicht kann eine stationäre Behandlung erforderlich sein.


Prognose

Die Prognose für Menschen mit Bulimia Nervosa hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie dem Schweregrad der Erkrankung, der Behandlungsdauer und der Unterstützung durch Familie und Freunde. Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung verbessert in der Regel die Heilungschancen. Einige Betroffene können eine vollständige Genesung erleben, während andere Schwierigkeiten haben, die Symptome langfristig zu kontrollieren.


Abschließend lässt sich festhalten...

Bulimia Nervosa ist eine ernsthafte Essstörung mit weitreichenden psychischen und physischen Auswirkungen. Sie kann das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen, aber mit der richtigen Behandlung ist es möglich, die Krankheit zu überwinden und ein gesundes Verhältnis zum Essen und zur eigenen Körperwahrnehmung aufzubauen. Wichtig ist, dass Betroffene frühzeitig Hilfe suchen und nicht mit den Symptomen allein bleiben.


Ein unterstützendes Umfeld und eine umfassende Behandlung aus verschiedenen Disziplinen sind entscheidend für die erfolgreiche Bewältigung der Erkrankung.






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