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Rundes Waschbecken und Spiegel

BINGE-EATING-STÖRUNG

Die Binge-Eating-Störung ist ebenfalls eine sehr ernstzunehmende Essstörung, bei der es wiederholt zu unkontrollierten Essanfällen kommt,  sogenannten "Binge-Episoden". Betroffene essen in kurzer Zeit große Mengen, oft schnell, heimlich und über ein normales Hungergefühl hinaus. Dabei empfinden sie meist einen starken Kontrollverlust und im Anschluss Scham, Ekel oder Schuldgefühle.

 

Im Unterschied zur Bulimie versuchen Menschen mit einer Binge-Eating-Störung nicht regelmäßig, die Essanfälle durch Erbrechen, exzessiven Sport oder Fasten „auszugleichen“. Die Störung kann in jeder Gewichtsklasse auftreten, sie ist nicht automatisch mit Übergewicht verbunden.

Binge-Eating ist keine Willensschwäche. Häufig liegen emotionale Belastungen, ungelöste innere Konflikte oder ein gestörtes Verhältnis zum eigenen Körper und zu Gefühlen zugrunde. Die Essanfälle dienen oft als kurzfristiger Versuch, unangenehme Emotionen zu betäuben oder innere Leere zu füllen.

Eine frühe, einfühlsame Behandlung kann sehr hilfreich sein. Psychotherapeutische Unterstützung hilft dabei, die zugrunde liegenden Auslöser besser zu verstehen, das Essverhalten zu stabilisieren und neue Wege im Umgang mit Gefühlen und Selbstwert zu finden.

Wie entsteht eine Binge-Eatinge-Störung?
 

Die Binge-Eating-Störung ist die häufigste Essstörung, sie betrifft Menschen jeden Geschlechts und Alters und bleibt dennoch oft unerkannt.

Die Entstehung ist vielschichtig und beruht auf einem Zusammenspiel biologischer, psychischer und sozialer Faktoren:

  • Emotionale Belastung: Viele Betroffene essen aus Gefühlen heraus, z. B. bei Stress, Einsamkeit, Frust oder innerer Leere.

  • Niedriges Selbstwertgefühl: Selbstabwertung, Perfektionismus oder hohe Selbstkritik können eine Rolle spielen.

  • Ernährungsregeln & Diätverhalten: Häufig geht Binge Eating mit früheren Diäten oder restriktivem Essverhalten einher – das kann zu Heißhunger und Kontrollverlust führen.

  • Psychische Belastungen: Depressionen, Ängste, traumatische Erfahrungen oder chronischer Stress gelten als Risikofaktoren.

  • Familiäre oder gesellschaftliche Einflüsse: Überbetonung von Gewicht, Aussehen oder Leistung kann das Essverhalten negativ prägen.

Welche körperlichen Folgen kann diese Erkrankung haben?

Obwohl viele Betroffene zunächst „nur“ unter dem Essverhalten leiden, kann es auch zu körperlichen Folgen kommen:
 

  • Übergewicht oder Adipositas (nicht bei allen): mit Folgeerkrankungen wie Bluthochdruck, Typ-2-Diabetes, Gelenkproblemen

  • Magen-Darm-Beschwerden: Völlegefühl, Bauchschmerzen, Verdauungsprobleme

  • Kreislaufprobleme, Ermüdung, Schlafstörungen

  • Störungen des Hormonhaushalts

  • Beeinträchtigte Körperwahrnehmung: Das natürliche Hunger- und Sättigungsgefühl kann aus dem Gleichgewicht geraten

  • Psychische Belastung wie Scham, Schuldgefühle, sozialer Rückzug

Wichtig zu wissen

Auch die Binge-Eating-Störung, sowie die Bulimie, ist keine Frage von Willensschwäche. Sie ist eine psychische Erkrankung, die behandelt werden sollte. Mit professioneller Unterstützung und Verständnis für sich selbst ist eine Veränderung möglich.

Erkennst du dich darin wieder?

Es ist nie zu spät, neue Wege zu gehen. 

Trau dich!

Ziele der Behandlung

Die Behandlung zielt nicht nur auf das Essverhalten ab, sondern auf eine ganzheitliche Stabilisierung.

Zentrale Ziele sind:

  •  Essanfälle besser verstehen und langfristig reduzieren

  • Emotionales Essen regulieren lernen, andere Wege finden, mit Gefühlen umzugehen

  • Selbstakzeptanz und Körperfreundlichkeit stärken

  • Hunger- und Sättigungssignale wieder spüren und respektieren lernen

  • Scham abbauen und Selbstmitgefühl entwickeln

  • Psychische Begleiterkrankungen erkennen und mitbehandeln

  • Stabile Lebensqualität aufbauen, jenseits von Gewicht und Diätdenken

Meiner Erfahrung nach ist bei Essstörung die Kombination aus medizinischer Begleitung, Psychotherapie und Diätologie am hilfreichsten.

Ärztliche Begleitung

Psychotherapie

Diätologie

Wöchentliche Termine sind vor allem zu Beginn und in der aktiven Behandlungsphase wichtig, um Stabilität und Fortschritte zu sichern.
Später können die Abstände je nach Bedarf flexibler gestaltet werden.

Eine Binge-Eating-Störung sowie andere Formen von Essstörungen gelten nach ICD-10 als krankheitswertige Störungen und können bei der Versicherung eingereicht werden.

Für Angehörige ist es sinnvoll, sich ebenfalls über die Erkrankung beraten zu lassen oder sich Wissen durch Bücher und andere Informationsquellen anzueignen. Essstörungen sind komplex. Mehr Verständnis kann helfen, besser zu unterstützen und selbst entlastet zu werden.

Die Dauer und der Verlauf ist ganz individuell. Die Behandlung ist meist mittel- bis längerfristig angelegt. Dauer und Häufigkeit der Sitzungen werden individuell angepasst, je nach Schweregrad, Stabilität, und Therapiefortschritt.

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