
Binge Eating Disorder (BED):
Ein umfassender Überblick
Die Binge Eating Disorder (BED), zu Deutsch als Essanfalldepression oder Essstörung mit Heißhungeranfällen ist eine ernsthafte psychische Erkrankung, die durch wiederholte Episoden von unkontrolliertem Essen gekennzeichnet ist. Diese Essstörung gehört zu den häufigsten in westlichen Gesellschaften und betrifft nicht nur Frauen, sondern auch Männer. Anders als bei Bulimia Nervosa, bei der kompensatorische Verhaltensweisen wie Erbrechen oder Abführmittelmissbrauch auftreten, gibt es bei der Binge Eating Disorder keine regelmäßigen Versuche, das Essen zu kompensieren.
Definition der Binge Eating Disorder (BED)
Die Binge Eating Disorder (ICD-10 F50.8) ist durch wiederkehrende Episoden von Heißhungeranfällen gekennzeichnet, bei denen eine Person in kurzer Zeit große Mengen an Nahrung zu sich nimmt und dabei das Gefühl der Kontrolle verliert. Diese Essanfälle sind häufig mit intensiven Gefühlen von Scham, Schuld oder Ekel verbunden. Anders als bei anderen Essstörungen wie Bulimia Nervosa gibt es jedoch keine regelmäßigen Verhaltensweisen, die darauf abzielen, das gegessene Essen zu kompensieren (z.B. Erbrechen oder exzessives Sporttreiben).
Symptome und Anzeichen der Binge Eating Disorder
Zu den wichtigsten Symptomen der Binge Eating Disorder gehören:
Essanfälle: Wiederholte Episoden des übermäßigen Essens, bei denen innerhalb eines kurzen Zeitraums große Mengen an Nahrungsmitteln konsumiert werden (meistens in weniger als 2 Stunden).
Kontrollverlust: Während eines Essanfalls haben die Betroffenen das Gefühl, die Kontrolle über ihr Essverhalten zu verlieren und essen oft schneller als normal.
Essen trotz körperlicher Sättigung: Die Essanfälle treten oft auf, auch wenn keine körperliche Hungersnot besteht, sondern eher durch emotionale oder psychische Belastungen ausgelöst werden.
Verborgene Essgewohnheiten: Die Betroffenen essen häufig heimlich, um die Scham oder das Schuldgefühl zu vermeiden, das mit den Essanfällen verbunden ist.
-Kognitive Symptome: Nach einem Essanfall sind die Betroffenen häufig von Gefühlen der Scham, Schuld und Ekel über das eigene Verhalten geplagt.
Körperliche und psychische Folgen
Die Auswirkungen der Binge Eating Disorder können sowohl körperlich als auch psychisch gravierend sein:
Körperliche Folgen
Gewichtszunahme und Adipositas: Da die Essanfälle mit übermäßigem Kalorienkonsum verbunden sind, leiden viele Menschen mit BED an Übergewicht oder Adipositas, was das Risiko für chronische Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck und Herzkrankheiten erhöht.
Verdauungsprobleme: Häufiges Überessen kann zu Magenbeschwerden, Völlegefühl und Blähungen führen.
Störungen des Stoffwechsels: Der wiederholte Kalorienüberschuss kann den Stoffwechsel negativ beeinflussen und zu Insulinresistenz oder anderen metabolischen Erkrankungen führen.
Psychische Folgen:
Depression und Angst: Die Binge Eating Disorder ist häufig mit anderen psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Zwangsstörungen verbunden.
Niedriges Selbstwertgefühl: Die Betroffenen haben oft ein verzerrtes Körperbild und kämpfen mit Scham- und Schuldgefühlen, was das Selbstwertgefühl erheblich beeinträchtigt.
Soziale Isolation: Aufgrund der Scham und des versteckten Essverhaltens neigen viele Menschen mit BED dazu, sich von sozialen Ereignissen oder Aktivitäten zurückzuziehen.
Häufigkeit und Risikofaktoren
Binge Eating Disorder ist eine der häufigsten Essstörungen. Schätzungen zufolge sind etwa 2-3% der Bevölkerung von dieser Erkrankung betroffen. Frauen sind häufiger betroffen als Männer, wobei sich der Beginn der Erkrankung meist im Jugend- oder jungen Erwachsenenalter zeigt.
Zu den wichtigsten Risikofaktoren für die Entstehung der Binge Eating Disorder gehören:
Genetik: Eine familiäre Häufung von Essstörungen oder psychischen Erkrankungen kann das Risiko erhöhen, an BED zu erkranken.
Psychische Gesundheit: Menschen mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Zwangsstörungen haben ein höheres Risiko, auch eine Binge Eating Disorder zu entwickeln.
Gesellschaftliche Einflüsse: Der Druck, einem bestimmten Körperideal zu entsprechen, insbesondere durch Medien und Werbung, kann das Risiko erhöhen, an einer Essstörung zu erkranken.
Frühere traumatische Erfahrungen: Missbrauch, Vernachlässigung oder andere traumatische Erfahrungen in der Kindheit können das Risiko für BED ebenfalls erhöhen.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlung der Binge Eating Disorder erfordert einen ganzheitlichen Ansatz und ist darauf ausgerichtet, das Essverhalten zu normalisieren und zugrunde liegende psychische Erkrankungen zu behandeln. Zu den gängigen Behandlungsmethoden gehören:
Psychotherapie
Medikamentöse Behandlung: Einige Medikamente, insbesondere Antidepressiva wie selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs), haben sich als hilfreich erwiesen, um die Häufigkeit der Essanfälle zu reduzieren und die zugrunde liegende Depression oder Angst zu behandeln.
Ernährungsberatung: Eine Ernährungsberatung kann helfen, eine ausgewogene und gesunde Ernährung zu entwickeln und das Verhältnis zum Essen zu verbessern.
Selbsthilfegruppen und Support-Gruppen: Der Austausch mit anderen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, kann eine wichtige Unterstützung sein und helfen, das Gefühl der Isolation zu überwinden.
Prognose
Die Prognose für Menschen mit Binge Eating Disorder ist grundsätzlich positiv, insbesondere wenn frühzeitig Hilfe in Anspruch genommen wird. Menschen, die eine angemessene Behandlung erhalten, können lernen, ihre Essanfälle zu kontrollieren und ihre psychische Gesundheit zu stabilisieren. Jedoch ist BED eine chronische Erkrankung, und Rückfälle können vorkommen, insbesondere wenn die zugrunde liegenden psychischen Probleme nicht ausreichend behandelt werden.
Fazit
Die Binge Eating Disorder ist eine ernsthafte Essstörung, die nicht nur physische Auswirkungen wie Übergewicht und damit verbundene gesundheitliche Risiken hat, sondern auch zu erheblichen psychischen Belastungen führt. Frühzeitige Diagnose und eine umfassende Behandlung sind entscheidend, um den Betroffenen zu helfen, ihre Essgewohnheiten zu normalisieren, das Selbstwertgefühl zu verbessern und langfristige gesundheitliche Folgen zu vermeiden. Mit der richtigen Unterstützung können Menschen mit BED eine stabile und gesunde Beziehung zu Nahrung und ihrem Körper entwickeln.
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